Geschichte der Mühle

In den zurückliegenden Jahrhunderten wurde bei uns vorwiegend Getreide angebaut. Zwei Jahre Korn und ein Jahr Heidekorn (Buchweizen), dazwischen blieb eine bestimmte Fläche auch einmal als Brache liegen, damit sich der Boden erholen konnte. Gedüngt wurde wenig, da die Viehhaltung meist für den Eigenbedarf betrieben wurde und der Getreideanbau brachte mehr Einnahmen. Nur Hühner gab es viele, diese wurden neben Eiern und Getreide mit gezinst.

Die Erträge waren gering. Das Getreide musste in bestimmten Herrschafts- oder Pachtmühlen gemahlen werden.

Bis 1652 mussten unsere Bauern in der Hofemühle im Plauenschen Grund mahlen lassen, obwohl es im Lößnitzgrund schon drei Wassermühlen gab. Nach vorsichtigem Einspruch gewährte das kurfürstliche Amt, dass die Boxdorfer und Reichenberger Bauern in der etwas näheren Erbpachtmühle Ockrilla mahlen lassen durften. In den Zwangmühlen hatten die Bauern Anrecht auf unentgeltliche Gewährung von Stallung, Licht und Nachtlager. Es galt die Regel: “Wer zuerst kommt, mahlt zuerst”, und es dauerte seine Zeit. Lohn wurde mit Getreide beglichen. Für einen Scheffel, das waren 120 Pfund, mussten zwei Metzen = 15 Pfund, gelöhnt werden.

Am 4.09.1831 erhielt Sachsen seine erste Verfassung. In Auswirkung dieser fiel auch der drückende Mahlzwang. Die Dörfer waren nicht mehr gezwungen, ihr Getreide oft stundenweit zu der obrigkeitlich verordneten Mühle zu fahren und gegen Abgaben oder Zahlung des Mahlgroschens sich ihr Mehl mahlen zu lassen.


Am 31.08.1831 schon beantragten die Gemeinde Boxdorf und Reichenberg die Ablösung des Mahlzwangs. Der Rezess dazu kam aber erst am 20.11.1839, nachdem eine Versammlung der Betroffenen im Gasthof Reichenberg die Bedingungen genannt bekam.

Die Ablösesumme betrug 11 Taler und 17 Groschen jährlich. Das entsprach etwa dem Wert von zwei Rindern. In dieser Zeit wurden aber auch noch andere Frondienste für die Bauern, Gärtner und Häusler abgelöst.

  • Vorwerksdienste mit Pferd und Hand im Kammergut Ostra
  • Jagddienste durch Mannschaft und Spannung
  • Fisch- und Eisfahrerei
  • die Ablösung der Waldteichrente
  • Post-, Arrestanten und Milizfuhren
  • Weinbergdienst
  • die Naturalsteuer, wie Zinsgetreide, Hühner und Eier

1839 baute nun endlich ein Müller namens Münch aus Zaschendorf bei Pillnitz eine Bockwindmühle auf dem 240m hohen Galgenberg.

Um 1845 war Carl Friedrich Trentzch sein Müllerbursche, der 1848 auf Trachauer Flur selbst eine Bockwindmühle baute.

Der am 16.01.1813 in Weferlingen bei Magdeburg geborene Friedrich Wilhelm Seeländer kaufte 1847 die Mühle. Sie hatte nur einen Mahlgang und leistete acht bis zehn Zentner Mehl täglich.

In einer Nacht des Jahres 1849 brannte sie in vollem Gange ab, der Müllerbursche schlief oben unter dem Dache. Friedrich Wilhelm verkaufte dann die Mühle an seinen Bruder Heinrich Christoph Seeländer. Der baute die Mühle 1849 als Holländermühle wieder auf (siehe Schlussstein).

Friedrich Wilhelm Seeländer betrieb von 1849 bis 1855 die Wassermühle in Loschwitz und kam 1855 wieder nach Boxdorf. Sein Bruder ging ins Magdeburgische zurück.

Als im Juni 1866 der Krieg zwischen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland entbrannte, sammelte sich die sächsische Armee, die auf der Seite Österreichs stand, bei Dresden.

In der Mühle befand sich eine Wachstube der Brigade Prinz Max. Der Müller durfte die Mühle nicht in Betrieb setzen, weil er als Preuße den feindlichen Truppen vielleicht Zeichen geben konnte.

Die Sachsen vereinigten sich mit den Österreichern in Böhmen. In der Schlacht von Königsgrätz am 3. Juli blieben die Preußen erfolgreich.

1877 starb Friedrich William Seeländer an den Folgen eines Kriegsleidens von 1870/71. Die Mühle musste in fremde Hände übergehen, da die Nachkommen alle andere Berufe hatten oder noch zu jung waren. Am 6.07.1877 kaufte der Müller Friedrich Hermann Müller den Holländer. Die Mühle hatte drei Mahlgänge und eine Bäckerei.

Am 27.06.1887, dem Siebenschläfertag, traf die Mühle ein Blitzschlag, der nicht zündete, aber das Innere zerstörte, so dass die Mühle zum Stillstand kam.

1890 wurde eine Konzession für Bier- und Kaffeeausschank erteilt, und der Wirt errichtete um diese Zeit auf dem Turm der Mühle ein Aussichtsgerüst aus Holz, das 1908 durch einen Steinbau ersetzt wurde.

1920 wurde der Ausschank in das Wohnhaus verlegt. 1921 wurde in der unteren Turmstube elektrisch gemahlen, zu dieser Zeit wurde Paul Gantze der neue Besitzer.

1927 baute er einen kleinen Saal an und entwickelte das Ganze zu einer beliebten Ausflugsgaststätte, die bis in die fünfziger Jahre in Betrieb war. 1956 wurde Neu-Reichenberg mit 650 Einwohnern nach Boxdorf eingemeindet, bis dahin stand die Boxdorfer Windmühle ebenso wie die Schule auf Reichenberger Grund und Boden.

1962 kaufte die Gemeinde Boxdorf das gesamte Objekt. Der Turm wurde als Wohnung, Richtfunkstation der Deutschen Post und GST-Funkstation genutzt. Im Wirtschaftsgebäude wurde der Schulhort untergebracht, Wohnungen entstanden und der kleine Saal wurde als Turnhalle der Schule ausgebaut.

1963, zur 125-Jahrfeier der Schule, wurde der Turm äußerlich erneuert und 1987 begann die innere Rekonstruktion, die 1992 zur 750-Jahrfeier der Gemeinde abgeschlossen wurde.

Heute bemüht sich Heimatverein um die Mühle. In der ehemaligen Turnhalle entstand die “Schülerbühne an der Windmühle” als Proben- und Aufführungsbühne für Schüler der Oberschule Boxdorf und anderer Tanzgruppen des Umlandes. Der Männergesangsverein “Liederkranz 1898” hat hier seinen Probenraum. Im Windmühlenturm ist ein Heimatmuseum eingerichtet.
Auf dem höchsten Punkt der Gemeinde Moritzburg kann man die schöne Aussicht über das Moritzburger Teichgebiet, die Kleingruppenlandschaft und das Elbtal genießen.